Verbesserungsmöglichkeiten bei kommunalen Baumaßnahmen

von , 19.12.2022, 17:26 Uhr

In einem ostdeutschen Bundesland wurde die Entwicklung der Baukosten bei kommunalen Bauvorhaben vor Kurzem gutachtlich untersucht. Im Ergebnis schlägt der Gutachter eine verstärkte Bauüberwachung und eine intensivere Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten zur Steuerung von Baukosten und Bauzeiten vor.

Untersucht wurden 37 Baumaßnahmen mit einem Gesamtumfang von rund 47 Millionen Euro von 26 kommunalen Körperschaften. Gebaut wurden Schulen, Kindergärten, Sportanlagen, Straßen und Verwaltungsgebäude. Vorrangiges Ziel der Überprüfung war es, festzustellen, ob die geplanten Baukosten und Bauzeiten eingehalten wurden und worauf Kosten- und Zeitüberschreitungen zurückzuführen waren.

Ausgangspunkt für die Betrachtung der Baukosten war die sog. „erste Zahl“. Darunter wird der Baukostenwert verstanden, der als erster in der Öffentlichkeit benannt wird, wenn für ein Bauvorhaben eine ernsthafte Realisierungsabsicht besteht. Insgesamt erhöhten sich die tatsächlichen Baukosten gegenüber der „ersten Zahl“ bei 31 Maßnahmen, während lediglich bei 6 Maßnahmen Kostenminderungen zu verzeichnen waren. Im Durchschnitt der überprüften Maßnahmen stiegen die tatsächlichen Baukosten gegenüber der „ersten Zahl“ um etwa 40 Prozent. Für die Zukunft hat der Gutachter empfohlen, den ersten geschätzten Baukosten belastbare und nachvollziehbare Daten zugrunde zu legen.

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Kommunale Baumaßnahme: Gründe für die gestiegenen Baukosten

Auf Befragen nannten die beteiligten Kommunen am häufigsten Preiserhöhungen und die konjunkturelle Lage als Gründe für die Baukostensteigerungen. Bereits im Zeitraum zwischen der ersten Kostenermittlung und der späteren Ausschreibung waren nach den Feststellungen des Gutachters Preissteigerungen zu verzeichnen. Zudem sahen die befragten Körperschaften Mengenmehrungen und Zusatzleistungen, die häufig auf zu spät eingebrachte Nutzerwünsche zurückzuführen waren, als maßgebliche Ursachen für Baukostenerhöhungen an. Der Gutachter hat empfohlen, die zu erbringenden Bauleistungen unter Einbindung der späteren Nutzer frühzeitig konkret zu beschreiben.

kommunalen Baumaßnahmen Symbolbild - Bild: Pixabay.com / Manfred Antranias Zimmer
kommunalen Baumaßnahmen Symbolbild – Bild: Pixabay.com / Manfred Antranias Zimmer

Nichteinhaltung der Bauzeiten

Lediglich bei 6 Maßnahmen war die geplante Bauzeit eingehalten worden. Bei 14 von insgesamt 37 Maßnahmen hat der Gutachter deutliche Erhöhungen (über 50 Prozent) der Bauzeiten ermittelt. Die Überschreitung der Bauzeiten führten die Kommunen überwiegend auf verschiedene Behinderungen im geplanten Bauablauf mit der Folge von Massenmehrungen oder von Nachtragsleistungen und auf die Verlängerung von Lieferzeiten zurück. Teilweise nannten die Körperschaften auch zu optimistische Planungen der Ingenieurbüros als Ursache für Bauzeitverlängerungen.

Maßnahmen zur Überwachung der Baukosten und der Bauzeiten

Die untersuchten Kommunen begleiteten die Bauvorhaben mit unterschiedlichen Maßnahmen, um dadurch Einfluss auf die Entwicklung der Baukosten zu nehmen. Am häufigsten nannten die Kommunen regelmäßige Bauberatungen unter Teilnahme der am Bau beteiligten Unternehmen, der beauftragten Planungsbüros und der Bauherrenvertreter. Ähnliches galt für Maßnahmen zur Einhaltung der Bauzeit. Der Gutachter gelangte zu dem Ergebnis, dass die Einhaltung des Kostenrahmens und der Bauzeiten denjenigen Kommunen am besten gelang, welche die Baumaßnahmen mit ausreichendem und qualifiziertem eigenem Personal begleiteten. Weiterhin wirkte es kostendämpfend, wenn die Kommunen mit den beauftragten Architekten und Ingenieuren eng zusammenarbeiteten.

Die Kommunen wollen sich an den Verbesserungsvorschlägen orientieren

Der Gutachter hat gefordert, dass allen Baumaßnahmen Bedarfsplanungen vorausgehen müssten, die auch einen Kostenrahmen festlegen. Mit Projektbeginn müssten die Gesamtbaukosten ermittelt und regelmäßig fortgeschrieben werden. Auch könne die Qualität der Ausschreibungen und der Mengenermittlungen verbessert werden, wenn die Planungen die erforderliche Tiefe erreicht hätten. Die betroffenen Kommunen wollen sich in Zukunft an den Empfehlungen des Gutachters orientieren. Gehen wir mal davon aus, liebe Leserinnen und Leser, dass das Kosten- und Zeitmanagement bei kommunalen Baumaßnahmen zukünftig tatsächlich besser wird, sagt verhalten optimistisch

Ihr

Steuerzahler

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Dieser Text stammt aus dem kostenlosen Newsletter Claus Vogt Marktkommentar.

Gotthilf Steuerzahler