Energiekonzerne fürchten Waffenstillstand in der Ukraine

von , 13.03.2023, 16:07 Uhr

Waffenstillstand in der Ukraine: Die großen Energiekonzerne wie Exxon Mobil oder Shell haben – stark verkürzt ausgedrückt – im Windschatten der gegen Russland verhängten Sanktionsmaßnahmen unerwartete Gewinne in stattlicher Milliardenhöhe eingefahren. Jetzt hängen ihre weiteren „guten“ Geschäfte entscheidend davon ab, wie sich der Krieg in der Ukraine weiterentwickelt.

 Waffenstillstand in der Ukraine = massive Verluste

Ein schneller Friedensschluss würde ihnen jedenfalls massive Verluste bescheren. Für die außerordentlichen Gewinne dieser multinationalen Konzerne waren nicht die Rohölpreisschwankungen entscheidend (diese waren auch vorher regelmäßig zu beobachten), sondern die überaus heftigen Preisausschläge auf dem Erdgasmarkt. Nachdem die russischen Pipeline-Lieferungen nach Westeuropa weitgehend zum Erliegen gekommen waren, stieg der Gaspreis steil in die Höhe und erreichte zu Spitzenzeiten fast das Zehnfache des jahrelangen Normalpreises.

Schuld waren u.a. Hamsterkäufe europäischer Abnehmer und der Brand in einer großen Exportanlage für US-Gas. Gleichwohl zählen die US-Hersteller von Flüssiggas zu den großen Krisengewinnern. Sie würden nach heutigem Stand wieder am meisten verlieren, käme es zu einem unerwartet schnellen Friedensschluss zwischen Russland und der Ukraine. Die derzeit gängigen Prognosen, die eher von einem noch Jahre währenden Konflikt ausgehen, sorgen bei ihnen deshalb weniger für Entsetzen als vielmehr für eine allgemeine Beruhigung . . .

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Waffenstillstand in der Ukraine – Symbolbild – Bild von Peter Schmidt auf Pixabay

Gleichwohl bleibt die Frage zu beantworten, wie sich wahrscheinlich der deutsche Erdgasmarkt nach einem Friedensschluss entwickeln dürfte. Ob es dann erneut zu russischen Lieferungen kommen würde, ist zwar fraglich, aber nicht völlig unwahrscheinlich. Schließlich ist das US-Flüssiggas deutlich teurer als die dann wieder zu erwartenden Preise für russisches Pipelinegas.

US-Flüssiggasproduzenten würden am schwersten getroffen

Und auch nach den Sabotageakten an North Stream 1 und 2 sind Transportkapazitäten für rund 100 Milliarden Kubikmeter jährlich übriggeblieben. Eine Wiederbelieferung durch Russland (wobei hier auf die Frage der künftigen Liefersicherheit nicht eingegangen werden soll) könnte alleine schon wegen des Preisvorteils geeignet sein, dem gegenwärtigen Fortzug mancher energieintensiven Betriebe entgegenzuwirken.

Die US-Flüssiggasproduzenten würden von einer teilweisen Rückkehr der EU-Staaten zu preiswerterem russischen Pipelinegas zweifelsohne am schwersten getroffen. Sie waren und sind deshalb bemüht, die Wahrscheinlichkeit einer derartigen Entwicklung mit langfristigen Lieferverträgen mit bis zu 20 Jahren Laufzeit zu verringern. Doch seitens der europäischen Neukunden zeigte man bisher nur wenig Neigung, sich so lange zu binden, stellte kürzlich das „Wall Street Journal“ fest. Man versucht stattdessen, Erdgas durch andere Energiequellen zu ersetzen. (tb)


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