Asilomar KI-Prinzipien: Zwangspause für die KI-Entwicklung

von , 07.05.2023, 23:24 Uhr

Prominente Vertreter des Hochtechnologiebereichs wie Elon Musk (Tesla), Steve Wozniak (Apple) oder Evan Sharp (Pinterest) fordern in einem offenen Brief eine Zwangspause bei der weiteren Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) ein: „KI-Systeme mit einer dem Menschen ebenbürtigen Intelligenz können tiefgreifende Risiken für die Gesellschaft und Menschheit darstellen, wie umfangreiche Forschungsarbeiten zeigen und von führenden KI-Laboren anerkannt werden.

Asilomar KI-Prinzipien: KI könnte tiefgreifenden Wandel des Lebens auf der Erde bewirken

Wie in den weithin befürworteten Asilomar-KI-Grundsätzen (von führenden Forschern 2017 verabschiedete Prinzipien für einen verantwortungsvollen Umgang mit der KI, die Red.) dargelegt, könnte eine fortgeschrittene KI einen tiefgreifenden Wandel in der Geschichte des Lebens auf der Erde bewirken und sollte deshalb mit entsprechender Sorgfalt und Ressourcen geplant und verwaltet werden.

Leider finden eine solche Planung und Verwaltung nicht statt, obwohl die KI-Labore in den letzten Monaten in einen außer Kontrolle geratenen Wettlauf um die Entwicklung“ geraten seien, dessen weiteren Verlauf niemand mehr verstehen, vorhersagen oder gar kontrollieren könne. Auf der Asilomar-Konferenz 2017 waren sich die Teilnehmer noch einig, dass bei der KI-Entwicklung stets darauf geachtet werden müsse, nur eine zielgerichtete, „nützliche und wohltätige Intelligenz“ zu schaffen.

ChatGTP soll bestimmte Tabuthemen nicht ansprechen

Die Entwickler des „künstlich-intelligenten“ ChatGTP-Programms, das derzeit in aller Munde ist, lassen den Programm-Nutzern zwar viele Freiräume, aber sie setzen auch Grenzen. Das Programm soll die Wiedergabe als „negativ“ deklassierter Inhalte vermeiden und auf bestimmte Tabuthemen gar nicht ansprechen.

Unabhängig von der Frage, ob man derartige Sperren zumindest in Teilbereichen nicht auch als Zensur verstehen müßte, bleibt doch nüchtern festzustellen, daß clevere Anwender diese Restriktionen schon nach wenigen Tagen umgehen konnten. Es ist und bleibt ein Katz‘-und-Maus-Spiel und man mag sich nicht vorstellen, was alles passieren könnte, wenn eine fortgeschrittene KI-Software in die falschen Hände geriete. Man denke nur an die von Microsoft entwickelte „Vall-E-Software“, die nach einer nur wenige Sekunden langen Sprachprobe einen danach vorgegebenen Text täuschend echt nachsprechen kann.

KI ist dabei, unser Bildungssystem und Arbeitsleben zu revolutionieren

Doch auch ohne den Teufel an die Wand zu malen, steht schon heute eines fest: KI ist dabei, unser Bildungssystem und Arbeitsleben zu revolutionieren. Und dies von den Kindertagesstätten an. Mit einer „Verteufelung“ wird sich die KI ohnehin nicht aufhalten lassen. Es gilt vielmehr, Grenzen zu setzen und neue Kontrollmechanismen zu schaffen. Die Asilomar-KI-Grundsätze können dabei nur ein erster Schritt sein. (tb)

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