10 Thomas Cook – CDS sind die Totengräber

von , 08.10.2019, 15:21 Uhr

Wie schon bei der Finanzkrise des Jahres 2008 spielen auch bei der aktuellen Pleite des Pauschalreise-Veranstalters Thomas Cook Kreditausfallversicherungen („Credit Default Swap“ – CDS) eine entscheidende Rolle. Obwohl diese Finanzinstrumente nach den Vorkommnissen des Jahres 2008 (u.a. Lehman Pleite) teilweise verboten wurden, verschwanden sie doch niemals vollständig von den internationalen Finanzmärkten. Heute gehören sie fast schon wieder zum Standardinstrumentarium. Mit einem CDS kann sich – stark verkürzt dargestellt – ein Kreditgeber vor dem Risiko des Totalausfalls im Falle der Insolvenz seines Schuldners schützen.

CDS wirken wie eine Versicherung

Die wie eine Versicherung wirkenden CDS werden von Banken herausgegeben, wobei die Prämie (Swap) umso höher ausfällt, je größer das jeweilige Kreditrisiko eingeschätzt wird. Ausgerechnet diese CDS-Papiere haben laut gut eingeweihten Kreisen nun den Ausschlag gegeben, als es um die Frage ging, ob Thomas Cook noch eine Zukunft haben kann oder nicht. Denn sowohl der chinesische Hauptaktionär Fosun als auch die von der Royal Bank of Scotland angeführten Gläubigerbanken hatten immer wieder ihre grundsätzliche Bereitschaft zum Durchhalten und der Zurverfügungstellung neuer Mittel von jeweils 450 Millionen Pfund (!) signalisiert.

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Thomas Cook: Kredite waren zu großen Teilen durch CDS abgesichert

Der dahinter stehende Rettungsplan sah jedoch eine weitgehende Umwandlung der von weiteren Gläubigern gewährten Millionenkredite in Aktienkapital vor. Doch diese Kredite waren zu einem großen Teil durch CDS ganz oder teilweise abgesichert, so daß diese Gläubiger für den Insolvenzfall keinen Totalausfall ihrer Forderungen zu befürchten hatten. Hätten sie jedoch dem Rettungsplan zugestimmt, wären mit der Umwandlung ihrer Forderungen in Aktienkapital auch ihre CDS-Versicherungsverträge hinfällig geworden. Sie widersetzten sich daher dem – zugegebenermaßen mit hohen Unsicherheiten behafteten – Rettungsplan, was Thomas Cook in die Pleite führte. Aus gewöhnlich gut informierten Kreisen handelt es sich bei diesen Gläubigern u.a. um die Hedgefonds TT International, Whitebox Advisors, Kita Lake Capital Management und Silver Point Capital. Für sie ist nun bald „Versicherungs-Zahltag“, während bei Thomas Cook mehr als 20000 Arbeitsplätze (und die Urlaubspläne unzähliger Kunden) auf der Kippe stehen. (tb)


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