Bargeld wird knapp in Hongkong – Warum der Bitcoin jetzt eine wichtige Rolle spielt

von , 21.10.2019, 13:48 Uhr

Die Bilder, die seit einigen Wochen aus Hongkong in die ganze Welt gesendet werden, sind ausgesprochen erschütternd: Regierungsregner, die sich wilde Straßenschlachten liefern, beherrschen das Tagesgeschehen. Die Lage ist unsicher; die Zukunft ist ungewiss. Somit ist es auch kein Wunder, dass sich die Bevölkerung verstärkt mit Bargeld eindeckt. Doch nun gibt es erste Berichte, dass das Bargeld bereits knapp werden soll.

Immer wieder bilden sich vor den Geldautomaten Menschenmassen, die dann am Ende oft ohne Bargeld den Heimweg antreten müssen, weil der Automat „leergeräumt“ wurde. Auch die Angst, dass die chinesische Regierung demnächst die digitalen Zahlungen überwacht und zudem die Vermögenswerte einfriert, ist größer geworden.

Am Ende scheint es in Hongkong nur einen Gewinner zu geben: den Bitcoin. 

Wird Hongkongs Regierungschefin zurücktreten?

Schon seit Monaten gibt es in der chinesischen Sonderverwaltungszone oppositionelle Proteste, die immer wieder zu Ausschreitungen führen. Die Forderungen der Regierungsgegner? Regierungschefin Carrie Lam soll zurücktreten und man will noch mehr Unabhängigkeit vom chinesischen Festland. Die demokratischen Proteste sind der chinesischen Regierung natürlich ein Dorn im Auge. Schon mehrfach wurde mit einer Militäroffensive gedroht. 

Dass Carrie Lam, die Regierungschefin der Sonderverwaltungszone, vor ein paar Wochen öffentlich zugegeben hat, eigentlich keine Kontrolle über Hongkong zu besitzen, kann als Startschuss für die Proteste verstanden werden.

Die physische Gewalt des Staates ist genauso ein wichtiger Machtfaktor wie die Geldpolitik. Der „Hongkong Dollar“, die Fiat-Währung der chinesischen Sonderverwaltungszone, fällt jedoch unter die Souveränität Hongkongs. Hier gibt es auch die vertragliche Zusicherung von Seiten Chinas. Dass die „Hongkong Monetary Authority“ eine der wohl größten Devisenreserve auf dem Planeten besitzt (rund 445 Milliarden US Dollar; somit liegt man in der Weltrangliste auf Platz 6), ist kein Geheimnis; sehr wohl stellt sich da nun doch die Frage, wie es sein kann, dass dann der hochmodernen Stadt mit derartigen Geldreserven tatsächlich das Bargeld ausgehen kann.

Natürlich kann das auch mit dem neuen Geschäftsführer der Hongkong Zentralbank zu tun haben. Eddie W. M. Yue, der seit Monatsbeginn im Amt ist, soll – so die Gerüchte – „Weisungen aus Peking“ bekommen und absichtlich die Bargeldmengen beschränken. 

Natürlich wächst die Unsicherheit der Bürger. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Landeswährung – und auch Auswirkungen auf die Kryptowährung Bitcoin. Denn plötzlich ist die Nachfrage nach der digitalen Währung explodiert. So hat das Handelsvolumen von Local Bitcoin in Hongkong ein neues Allzeithoch erreicht.

In der letzten Septemberwoche ist das Volumen, das in Bitcoin getauscht wurde, auf 12,3 Millionen Hongkong Dollar gewachsen. Der Großteil der sieben Millionen Einwohner scheint also positiv gegenüber der Kryptowährung gestimmt zu sein. Das ist aber keine große Überraschung: Hongkong gehört neben Singapur und den USA zu jenen Ländern, in denen die meisten Kryptobörsen registriert sind.

Allzeithoch bleibt in weiter Ferne

Aber nicht nur in Hongkong ist die Nachfrage nach der Kryptowährung gestiegen. Aufgrund der Tatsache, dass der Bitcoin ein unerwartetes Comeback feiern konnte, interessieren sich nun immer mehr Menschen für die digitale Währung. Einerseits geht es um das Investment in die Kryptowährung, andererseits auch um das Wetten auf die Kursentwicklung – so beispielsweise über den Anbieter Bitcoin Trader.

Zu Beginn des Jahres lag der Bitcoin noch bei 3.000 US Dollar. Im Juni bewegte sich die Kryptowährung auf die 14.000 US Dollar-Grenze zu, stürzte jedoch in weiterer Folge wieder ab: Zum aktuellen Zeitpunkt (Stand: Mitte Oktober 2019) bewegt sich der Bitcoin im Bereich der 8.100 US Dollar – das ist, verglichen mit dem Jahresbeginn, aber noch immer ein Plus von über 5.000 US Dollar.

Folgt man den Prognosen, so könnte demnächst ein weiterer Höhenflug dafür sorgen, dass abermals die 10.000 US Dollar-Grenze übersprungen wird. Zudem gibt es auch Berechnungen, dass der Bitcoin auch bald die 20.000 US Dollar-Marke überspringen könnte – das Allzeithoch, das im Dezember 2017 aufgestellt wurde, liegt bei über 19.000 US Dollar.

Robert Schröder