Bezos, Musk und Branson: Das wahre Ziel der neuen „Weltraum-Helden“

von , 29.07.2021, 10:46 Uhr

Der Wettlauf dreier Supermilliardäre in den erdnahen Weltraum ist entschieden. Erster war der Brite Richard Branson („Virgin“), zweiter vor wenigen Tagen Amazon-Gründer Jeff Bezos und Tesla-Gründer Elon Musk – dessen Rakete noch nicht bemannt abgehoben hat – muß sich mit dem dritten Platz begnügen.

Mehr als ein Kräftemessen exaltierter Multimilliardäre

Was auf den ersten Blick vielleicht nur als ein Kräftemessen exaltierter Multimilliardäre anmutet, erweist sich bei näherem Hinsehen als ein knallhartes Ringen um frühe Wettbewerbsvorteile auf neuen und renditeträchtigen Märkten. Dabei ist der zukünftige Weltraumtourismus zwar nicht zu vernachlässigen (es gibt weltweit immerhin eine Million potentieller und zahlungskräftiger Kunden), aber er ist nur eine eher kleine Facette des großen Ganzen.

Vor allem Branson und Bezos haben nämlich jeder für sich vor, eine hohe Satellitenzahl im All zu positionieren, über die dann große Teile des weltweiten Internet-Verkehrs laufen sollen. Offiziell wollen sie damit für Milliarden Menschen in Afrika, Asien und Südamerika einen stabilen Internetzugang schaffen. Doch sie verschweigen dabei geflissentlich, daß die damit einhergehende Herrschaft über große Teile der „Internet-Hardware“ auch eine immer stärkere Kontrolle (sprich: Zensur) der dabei vermittelten Inhalte ermöglicht. In letzter Konsequenz wird es damit denkbar, daß in nicht mehr allzu ferner Zukunft eine kleine Gruppe von Menschen in der Lage sein könnte, große Teile des Erdballs zu beherrschen. Ganz ohne Gewalt oder Repressalien, nur durch die konsequente Nutzung der dann bestehenden technischen Möglichkeiten.

Kontrolle über die globalen Finanz- und Datenflüsse

Der derzeit weltweit größte private Satellitenbetreiber ist die Firma „Starlink“, die derzeit etwa 1600 Flugkörper betreibt. Wer diese Zahl für bereits unerwartet hoch hält, sollte sich sagen lassen, daß für die Zeit bis zum Jahr 2027 bereits 12 000 weitere befristete Satelliten-Genehmigungen erteilt wurden und daß es darüber hinaus noch für mindestens 30 000 weitere Flugkörper entsprechende Projekte gibt. Allein Amazon plant in den nächsten Jahren mit 3000 neuen Satelliten und einem Investitionsvolumen von rund 10 Mrd. US-Dollar.

Daraus wird sich eine zunehmende Enge im erdnahen Orbit mit ganz neuen Folgen ergeben. Schon bei aktuell rund 2000 Satelliten (die genaue Zahl kann wegen der von Militärs und Geheimdiensten betriebenen Flugkörper nicht angegeben werden) und jeder Menge Weltraumschrott kommt es zu rund drei gefährlichen Annäherungen am Tag, bei denen einzelne Satelliten – soweit möglich – Ausweichmanöver vollziehen müssen. Schon in wenigen Jahren dürfte dies achtmal pro Stunde erforderlich werden.

Doch daraus resultieren wohl nur die eher kleinen Gefahren dieser Entwicklung. Entscheidend ist und bleibt die Machtfülle, die dann bei wenigen entscheidenden Akteuren konzentriert sein wird. Völlig frei von Einflüssen oder gar der Aufsicht durch gewählte Regierungen. Bezos und seinen Milliardärskollegen wird es dann u.a. möglich sein, über einen kontrollierten Datentransfer die globalen Finanz- und Datenflüsse wie kein anderer vor ihnen zu steuern. Dies kann zu Abhängigkeiten führen, wie sie die Welt bisher noch nicht gesehen hat. (tb)


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