Die Affäre AstraZeneca

von , 08.04.2021, 19:18 Uhr

Zur Zeit hat die Berichterstattung der sogenannten „Jedermann-Medien“ manchmal nicht mehr viel mit der Realität gemeinsam. Dies ist auch im Fall des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca zu vermuten. Nach einer befristeten Impfaussetzung wegen einiger möglicher Nebenwirkungsfälle (teilweise auch mit Todesfolge) ergab dann aber eine erneute Überprüfung durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA), daß der Impfnutzen größer als die potentiellen Risiken sei. Ob diese Entscheidung richtig war oder nicht, kann an dieser Stelle leider nicht geklärt werden. Möglich sind aber – ebenfalls wertvolle – Hinweise auf möglicherweise ganz andere Hintergründe und Zusammenhänge. Vor allem, wenn man auf die Geschichte von AstraZeneca, der des großen Konkurrenten Pfizer und die Bürokraten der Europäischen Union (EU) blickt.

2012 hatte AstraZeneca Gerichte vorsätzlich getäuscht

1999 durch eine Fusion der schwedischen Astra AB und der britischen Zeneca PLC entstanden, entwickelte sich der mittlerweile im US-Bundesstaat Massachusetts ansässige Konzern zum inzwischen weltweit fünftgrößten Arzneimittelhersteller. Dies offenbar auf nicht stets legalem Wege – im Jahr 2012 kam es in der EU zu einem Millionen-Bußgeld, weil AstraZeneca zur Wahrung angeblicher Monopole Patentämter und Gerichte vorsätzlich getäuscht haben sollte. Im selben Jahr übernahm der Franzose Pascal Soriot die Firmenleitung. Er baute als erstes 10 000 Arbeitslätze ab und investierte gleichzeitig Milliarden in die Entwicklung. Seitdem wuchs eine Rivalität insbesondere zum Pharma-Konkurrenten Pfizer.

Daß AstraZeneca nun zu einem Großhersteller eines Corona-Vakzins wurde, basiert allerdings nicht auf dessen wissenschaftlicher Expertise. Es war vielmehr die 2016 von der Oxford-Professorin Sarah Gilbert gegründete Firma Vaccitech, die 2020 für die Markteinführung und Produktion des bei ihr entwickelten Vektor-Impfstoffes einen starken Partner suchte. Bereits Ende August schloß AstraZeneca dann mit der EU einen Vertrag über die Lieferung von mindestens 300 Millionen Impfdosen in 2021. Ende Januar erfolgte die bedingte Zulassung dieses Impfstoffes in der EU und bereits kurz vorher ließ AstraZeneca durchblicken, daß die für die Zeit nach der Zulassung zugesagten Mengen nicht geliefert werden könnten.

Keinerlei Vertragsstrafe bei Nichteinhaltung von Abmachungen

Dies brachte die EU-Bürokraten nicht zuletzt deshalb in Schwierigkeiten, weil man bei Vertragsschluß mit AstraZeneca aus bisher ungeklärten Gründen auf jede Vertragsstrafe bei Nichteinhaltung der Abmachungen durch den Pharmariesen verzichtet hatte.

Während darüber die Wut auf die EU-Bürokraten wuchs, beschlossen etliche EU-Staaten, das Vakzin wegen vermuteter Nebenwirkungen einstweilen nicht mehr anwenden zu lassen. Diese Entscheidung wurde nach nur vier Tagen wieder revidiert und seitdem verstärkt sich bei immer mehr Beobachtern der Eindruck, daß es sich dabei weniger um ein medizinisches Problem handeln könnte als vielmehr um einen Machtkampf zwischen bloßgestellten EU-Bürokraten und einem wahrlich mit allen Wassern gewaschenen Pharmakonzern.

EU weigert sich bis heute Vertrag mit AstraZeneca offenzulegen

Zu denken gibt jedenfalls, daß sich die EU bis heute weigert, den mit AstraZeneca geschlossenen Vertrag offenzulegen. Könnten sich daraus vielleicht Hinweise auf möglicherweise „unlautere“ Geschäftsbeziehungen zwischen ranghohen EU-Bürokraten und dem Pharmaunternehmen ergeben? Und noch wichtiger wäre die Frage nach dem Grund einer durchaus unüblichen Kursentwicklung: Trotz des durch den einstweiligen Impfstopp eingetretenen Imageschadens fiel nämlich der AstraZeneca-Börsenkurs nicht, sondern er stieg innerhalb von zwei Tagen um fast 6 %. Hatte hier eventuell jemand darauf gewettet, daß Konkurrent Pfizer die Gelegenheit beim Schopf packen und einen Übernahmeversuch starten würde? Noch weiß man darüber nichts.

Fest steht dagegen, daß durch den zeitweiligen Impfstopp und den nun auf der Verpackung angebrachten Warnhinweis die europäische Bevölkerung zusätzlich verunsichert wurde und wird. Diesmal ohne Mithilfe der deutschen Bundeskanzlerin und „ihrer“ Ministerpräsidenten, die erst in der vergangenen Woche ein Schulbeispiel der in ihrer Runde versammelten Inkompetenz ablieferten . . .! (tb)


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