Die Pkw-Maut für Deutschland kommt – Wie regeln das unsere Nachbarn?

von , 10.06.2019, 10:21 Uhr

Am 6. Februar 2019 wurde die geplante deutsche Pkw-Maut für rechtens erklärt. Ab 2020 sollen somit alle deutschen Autofahrer für die Nutzung des 13.000 km langen Autobahn- und 39.000 km langen Bundesstraßennetzes jährlich bis zu 130 Euro Mautgebühren bezahlen. Deutschland ist jedoch nicht das erste Land, das einen derartigen Plan umsetzen möchte. Folgender Direktvergleich zeigt, wie die Mautsysteme unserer europäischen Nachbarn aussehen.

Die Pkw-Maut in Deutschland

Mit Ausnahme des Warnowtunnels in Rostock und des Herrentunnels in Lübeck werden in Deutschland aktuell noch keine Maut- oder Autobahngebühren für Pkw erhoben. Ab Oktober 2020 soll sich das ändern.
Neben der Lkw-Maut sollen nun auch Pkw-Fahrer für die Nutzung von Autobahn und Bundesstraße bezahlen. Dabei fallen für den inländischen Pkw-Halter Kosten von zwischen 74 und 130 Euro pro Jahr an. Mit einer elektronischen Vignette soll die Fahrerlaubnis an das Kennzeichen des Pkw gekoppelt werden. Auch ausländische Fahrzeuge müssen bezahlen. 

Europa macht es vor – Deutschland zieht nach

Ob Vignette, Autobahn-Maut oder City-, Brücken- und Tunnel-Maut – in der EU wird man fast überall zur Kasse gebeten.

So hat Frankreich zum Beispiel ein detailliertes Gebührensystem, bei welchem im Gegensatz zu Deutschland kein fester Betrag gefordert wird. Pkw-Fahrer müssen für mautpflichtige Straßen ein Ticket ziehen, das an der entsprechenden Mautstation bezahlt wird. Durchschnittlich fallen hier circa 0,09 Euro pro gefahrenen Kilometer an – also ungefähr 21,00 Euro pro 100 km. Für einige Brücken und Tunnel fallen dann noch Extrakosten an. 
Auch Tschechien, eines der beliebtesten Urlaubsziele der Deutschen, hat ein Maut-System. Genau wie in Österreich gilt: Wer hier auf der Autobahn oder der Schnellstraße mit einem Pkw ab zwei Achsen unterwegs ist, braucht eine Vignette zum Kleben. Für Lkw, Wohnmobile und ähnliche Fahrzeuge fallen Mautgebühren von ungefähr 60 Euro an. Bei der Vignette kann man sich frei entscheiden. Basierend auf der Gültigkeit fallen hier Kosten von bis zu maximal 60 Euro jährlich an. 

In Polen dagegen wird lediglich für die Autobahnen A1, A2 und A4 eine Mautgebühr erhoben. Die Kosten werden hier, wie in Frankreich, anhand der Fahrzeugkategorie und Anzahl der gefahrenen Kilometer ermittelt. 

Deutschland geht den Mittelweg

Im Vergleich zu den etablierten Systemen im Ausland scheint Deutschland den Mittelweg zu gehen. Mit einem festen, jährlichen Betrag von zwischen 74 und 130 Euro liegen wir im internationalen Vergleich im Mittelfeld. Man sollte hierbei beachten, dass Deutschland über ein viel größeres Straßennetz verfügt als andere Länder. Des Weiteren müssen sich Pkw-Inhaber um verhältnismäßig wenig kümmern: Die Rechnung wird regelmäßig zum Anfang des Jahres zugestellt; nach der Überweisung ist man automatisch im digitalen Überprüfungssystem registriert. Der ungefähr 500-Millionen-Euro-Erlös pro Jahr soll in die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur fließen.

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Robert Schröder