Die Rolle von Streaming Services in der Zukunft

von , 24.04.2020, 16:14 Uhr

Streaming liegt mehr denn je im Trend, nicht nur, weil viele Leute daheim der Langeweile frönen. Auch schon in den vergangenen Jahren gab es einen deutlichen Boom in dieser Sparte, denn selten war es leichter, Abenteuer und Unterhaltung in die eigenen vier Wände zu bringen. Der umständliche Weg in die Videothek fällt nun für alle Zeiten weg, und die digitale Auswahl ist derart gewaltig, dass es teilweise schwerfällt, eine Entscheidung zu treffen. Schon heute können wir vom perfekten Heimkino sprechen, doch die Zukunft verspricht noch mehr.

Bildquelle: Christoph Scholz (Author), CC BY-SA 2.0 (Licence)

Disney+ bringt seine Klassiker und modernen Hits

Filme gibt es auf den verschiedenen Streaming-Plattformen inzwischen zuhauf. Der neue Anbieter Disney+ ermöglicht beispielsweise das Anschauen des gesamten Spektrums an Disneyfilmen, von den uralten Klassikern bis zu den neusten Hits. Seit vielen Jahrzehnten schon produziert das Unternehmen einen Film nach dem nächsten – und verzaubert seine Zuschauer mit märchenhaften, spannenden Geschichten für sämtliche Altersgruppen. Wirklich "out" wird Disney wahrscheinlich niemals sein, besonders, weil sich der Konzern sehr flexibel den virtuellen Gegebenheiten anzupassen weiß.

Netflix setzt auf Spannung, Historie und ganz viel Drama

Beim Urkonkurrenten Netflix, der als Platzhirsch des Marktes gilt, liegt der Fokus auf Serien und Filmen aller Art, sortiert nach Themengruppen. So sind Poker Filme aktuell wieder sehr gefragt, weil sie oft spannungsgeladen sind und die inneren Kämpfe der Charaktere mit einer gewissen Intensität abbilden. Das Thema Poker findet sich seit vielen Jahrzehnten im amerikanischen Kino häufig als zentraler Filmaspekt, Netflix führt gleich mehrere dieser Filme im Angebot. Darüber hinaus ist bei Netflix aktuell das Thema Historiendrama besonders beliebt. Mehrere Beiträge dieser Art in Film- und Serienform stehen zur Wahl, die jeweils verschiedene Zeitepochen auf unterschiedliche Weise darstellen. Ganz egal ob der Zuschauer sich in die Wikingerzeit zurückversetzen lässt, das 18. Jahrhundert neu erlebt oder die 1920er Jahre Revue passieren lässt: Der dokumentarische Blick gepaart mit dramaturgischer Finesse kommt bei den Zuschauern gut an.

Joyn Plus+ als Spezialist fürs individuelle Fernsehprogramm 

Joyn Plus+ ist eher wenig bekannt, doch ein Blick zu diesem speziellen Anbieter lohnt sich durchaus. Denn es handelt sich um einen deutschsprachigen Streaming-Dienst, der neben Movies und Serien auch Live-TV bietet. Die Mediatheken von Sat1, Pro 7, Discovery und unzähliger weiterer Sender sind im Gesamtprogramm enthalten. Hier ist lustiges Zapping ganz nach traditioneller Art gefragt, nur nicht mehr mit der Fernbedienung, sondern per Touchscreen oder Maus. Im Portfolio befinden sich auch exklusive Inhalte, um das Publikum bestmöglich bei Laune zu halten. Zum Ausprobieren gibt es eine abgespeckte Gratis-Variante namens Joyn, die sich durch Werbung finanziert. Es kann sich durchaus lohnen, an dieser Stelle über den Tellerrand zu schauen und Erfahrungen abseits von Disney, Netflix und Amazon Prime zu sammeln.

Ein Ausblick auf die Zukunft des Streamings

Aber wie steht um die Zukunft des Streamings? Hier bahnen sich bereits interessante Entwicklungen an, die eingefleischten Cineasten das Herz höherschlagen lassen. Netflix rettete gerade erst eines der ältesten Kinos von New York, das letzten August vorläufig schließen musste. Der Streaming-Dienstleister ist nun langfristiger Pächter des "Paris Theatre" in Manhattan, er nutzt die Räumlichkeiten für Filmpremieren, Sondervorstellungen und spezielle Events. Wahrscheinlich war dieser Coup nicht ganz uneigennützig, denn für eine Oscar-Nominierung braucht es noch immer eine Kino-Premiere – und Netflix fiel es in letzter schwer, seine Eigenproduktionen auf den großen Leinwänden unterzubringen.

Derzeit sieht es ganz danach aus, als ob es demnächst noch mehr Netflix-Kinos geben wird, und vielleicht schließen sich auch Disney, Apple und Amazon diesem interessanten Trend an. Denn die Konkurrenz unter diesen Global Playern ist groß, und eine physische Ergänzung zum virtuellen Angebot hebt die Reputation. Der Event-Charakter eines gemütlichen Kino-Abends ist schließlich nicht zu leugnen; in den eigenen vier Wänden lässt sich das kaum reproduzieren. Wenn Abonnenten dann noch einen Rabatt auf ihren Kino-Abend erhalten, ist das Angebot perfekt.

Demnächst: Streaming-Buffet statt gehaltvollen Eintopfs

Das virtuelle Angebot wird sich gewiss weiter differenzieren, indem jede Plattform ihre persönlichen Alleinstellungsmerkmale entwickelt. So heben sich die einzelnen Anbieter voneinander ab, im Versuch, möglichst viele Kunden für sich zu überzeugen – und dauerhaft zu binden. Durch diese Aufgliederung wird es für Filmfans irgendwann unvermeidlich, mehrere Abos gleichzeitig zu haben. Denn die große Auswahl lässt sich in Zukunft nur noch auf diese Weise halten. Allerdings erhöht sich damit sicherlich auch die Flexibilität: Mal eben ein Abonnement zu kündigen, um anderswo einzusteigen, gehört wahrscheinlich bald schon zur Normalität. Die Anbieter reagieren vermutlich darauf mit Bundles, also der Möglichkeit, mehrere Abos zu bündeln und dafür insgesamt weniger zu bezahlen. So wird der Wechsel nicht mehr ganz so lukrativ, die Kundenbindung funktioniert deutlich besser.

Nischen-Portale nehmen schon jetzt Anlauf

Auch die kleinen Nischen für Liebhaber bestimmter Genres werden ihren Weg auf den Markt finden. Crunchyroll hat es bereits vorgemacht, diese Plattform zeigt ausschließlich Anime-Filme und -Serien. Sundance Now hat sich hingegen ein umfangreiches Sortiment an Indie-Filmen zugelegt, um sein Publikum zu begeistern. Auf solchen Portalen treten viele verborgene Filmperlen in den Fokus, die es bei den großen Anbietern überhaupt nicht erst ins Programm geschafft haben. So wird also auch wieder das Hinterzimmer der klassischen Videothek populär, mit der privaten Filmesammlung des Inhabers, die speziell für Stammkunden mit besonderem Filmgeschmack zugänglich war. Alles kehrt irgendwie wieder zurück!

Robert Schröder