Evergrande: Wird Chinas Lehman-Moment die riesige Spekulationsblase an den Aktienmärkten zum Platzen bringen?

von , 21.09.2021, 13:38 Uhr

Aufmerksamen Lesern dürfte aufgefallen sein, dass ich schon länger nicht mehr über die gigantischen Spekulationsblasen an den Aktien- und Immobilienmärkten geschrieben habe. Das wird sich jetzt ändern, da es immer deutlichere Signale gibt, die den Beginn einer Baisse ankündigen.

Alle historisch bewährten Kennzahlen der Fundamentalanalyse kommen zu dem gleichen Ergebnis: Der US-Aktienmarkt befindet sich in einer riesigen Spekulationsblase, der größten aller Zeiten. Daran ändern auch die von den Zentralbanken künstlich extrem niedrig gehaltenen Zinsen nichts.

Dass diese Spekulationsblase bisher nicht geplatzt, sondern immer noch größer geworden ist, verleitet viele Marktteilnehmer zu der Annahme, sie werde niemals platzen. Ganz ähnlich argumentierte Alan Greenspan einst in Bezug auf die Immobilienblase: Weil es noch nie eine Immobilienbaisse gab, die das ganze Land gleichzeitig erfasste, so der damalige Fed-Präsident, könne es das auch in Zukunft nicht geben.

Die Realität belehrte ihn auf spektakuläre Weise eines Besseren: Die Blase platzte, und die Insolvenz von Lehman Brothers vor fast genau 13 Jahren hätte 2008 fast das gesamte Finanzsystem in den Abgrund gerissen.   

Chinas Immobilienmarkt unter Stress      

Sie denken jetzt vielleicht: „Das ist aber schon lange her.“ Dann schauen Sie nach China. Hier können Sie gerade live miterleben, wie schnell es auf dem Weg nach unten gehen kann. Wie schon bei der Finanzkrise 2008 ist auch hier wieder der Immobilienmarkt die Quelle der Verwerfungen.

Im Blickpunkt steht Evergrande, der zweitgrößte chinesische Immobilienentwickler, der einen gewaltigen Schuldenberg in Höhe von 300 Milliarden US-Dollar aufgebaut hat und jetzt zahlungsunfähig zu sein scheint. Laut Bloomberg werde Evergrande nicht in der Lage sein, die am 20. September fälligen Zinsen für Kredite zu bedienen. Der Aktienkurs ist seit April dieses Jahres um 96% eingebrochen. Obwohl es sich um ein chinesisches Unternehmen handelt und hauptsächlich chinesische Banken von seiner Pleite betroffen wären, ist die Ansteckungsgefahr für die fragilen internationalen Aktienmärkte enorm.      

China könnte dieses Mal der Auslöser sein      

Deshalb könnte China dieses Mal das Zünglein an der Waage sein und dafür sorgen, dass auch im Rest der Welt die drastisch überbewerteten Immobilien- und Aktienmärkte bald den Weg nach unten einschlagen.

Seien Sie gewarnt, auch diese Spekulationsblase wird nicht von Dauer sein, auch wenn viele Menschen das kaum noch glauben können und ähnlich denken wie einst Alan Greenspan. Es gehört sogar zu den typischen Merkmalen von Spekulationsblasen, dass sie von den meisten Marktteilnehmern nicht erkannt oder sogar geleugnet werden. Deshalb sollten Sie sich davon nicht beeindrucken lassen.

Das gilt umso mehr, da die Fehlentwicklungen und Ungleichgewichte, die von der aktuellen Spekulationsblase hervorgerufenen werden, sehr viel größer sind als damals. Deshalb sollten Sie darauf vorbereitet sind, dass ihr Ende noch schwerwiegendere Folgen haben wird als damals.   

Erste Anzeichen auch hier: Schwache Unternehmensgewinne   

Bedenken Sie Folgendes, wenn Sie die bullishen Kommentare über die jüngsten Unternehmensgewinne und die Gewinnschätzungen für 2022 lesen: Im Januar 2020, das heißt bevor die drakonischen Covid-Maßnahmen eingeführt oder auch nur vorstellbar waren, beliefen sich die Gewinnschätzungen der Wall Street-Analysten für die im S&P 500 enthaltenen Unternehmen für das Jahr 2021 auf 193,90 $ pro Aktie.

Jetzt, nachdem die Ergebnisse für das erste Halbjahr vorliegen, beträgt die Schätzung 198,50 $, als lediglich 2,4% mehr. Dennoch notiert der S&P 500 heute 40% höher als im Januar 2020.

Für das kommende Jahr 2022 stellt sich die Lage kaum anders dar. Im Januar 2020 schätzten die Analysten für den S&P 500 die Unternehmensgewinne auf 216,30 $ pro Aktie. Heute prognostizieren sie 217,40 $, also ein halbes Prozent mehr.      

Letzte große Aufwärtswelle könnte abrupt enden     

Diese Zahlen bestätigen auf beeindruckende Weise die oben erwähnten Kennzahlen der Fundamentalanalyse, die eine historische Überbewertung des US-Aktienmarktes zeigen: Der 40%-ige Kursanstieg des S&P 500 seit Januar 2020 hat gar nichts mit der realwirtschaftlichen Entwicklung zu tun. Er ist ausschließlich spekulativer Natur und stellt vermutlich die letzte große Aufwärtswelle der nunmehr größten und umfassendsten Spekulationsblase aller Zeiten dar. Kaum auszudenken, was geschehen wird, wenn diese Blase platzt.   

Sehr wichtige Indikatoren geben klare Warnsignale      

Inzwischen mehren sich die Zeichen, dass wir uns dem Ende dieser hochspekulativen Episode nähern, die in fast jeder Hinsicht alle früheren Rekorde gebrochen hat. Die Entwicklungen in China könnten das Fass zum Überlaufen bringen. Zumindest geben sehr wichtige Börsen-Indikatoren seit einigen Wochen Warnsignale, die typischerweise in der Endphase einer Hausse auftreten.

Welche Indikatoren das sind, lesen Sie in meinem Börsenbrief Krisensicher Investieren. Deren Verlauf zeige ich Ihnen regelmäßig in meinem Wochenupdate. Hier können Sie also nachverfolgen, ob sich die Lage weiter zuspitzt oder ob ich vielleicht wieder Entwarnung geben kann.

Die aktuelle Lage ist überaus spannend, und es steht viel auf dem Spiel. Jetzt ist nicht die Zeit, unvorsichtig zu sein. Passend zur aktuellen Situation, erscheint übernächsten Dienstag meine neue Themenschwerpunkt-Ausgabe „Gold, Silber und Minenaktien – Überblick, Bestandsaufnahme und Empfehlungen“. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihr Vermögen mit meinen Top-Favoriten aus dem Edelmetall-Bereich schützen und vermehren können – jetzt Krisensicher Investieren 30 Tage kostenlos testen. Die neue Themenschwerpunkt-Ausgabe gibt es als Geschenk dazu.

Claus Vogt, Chefredakteur Krisensicher Investieren

Claus Vogt