Kostenexplosion bei staatlichen Baumaßnahmen

von , 30.09.2018, 08:15 Uhr

Wenn der Staat baut, wird es am Ende immer teurer als geplant, diesen Satz hört man häufig, wenn es um Baumaßnahmen der öffentlichen Hand geht. Die Wahrnehmung der Bevölkerung ist dabei geprägt von skandalumwitterten Großprojekten wie dem Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg oder der Elbphilharmonie in Hamburg. Bei diesen Vorhaben handelt es sich um spektakuläre Einzelfällen, bei denen die Kosten im Vergleich zu den ursprünglichen Ansätzen völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Aber auch bei Bauvorhaben des Staates, die keine Schlagzeilen machen, kommen Kostenüberschreitungen in der Tat recht häufig vor.

Vor kurzem wurde eine Studie bekannt, in welcher den Gründen für die Kostensteigerung bei einer größeren Hochbaumaßnahme im Einzelnen nachgegangen wurde. Es handelte sich um den Neubau eines Gebäudes für eine technische Universität. Gebaut wurde in den Jahren 2010 bis 2015. 

Während der Bauphase stiegen die Gesamtkosten von ursprünglich 63 Millionen Euro auf annähernd 91 Millionen Euro, was einem Kostenanstieg von 44 Prozent entspricht. Nach den Ergebnissen der Studie ist die erhebliche Kostensteigerung auf mehrere Ursachen zurückzuführen. 

Unzureichende Vorbereitung der Bauausführung      

Die Baumaßnahme war zum Zeitpunkt der Bauausführung durch den staatlichen Liegenschaftsbetrieb als Bauherrn und den eingeschalteten Generalplaner unzureichend vorbereitet worden. Bei den Ausschreibungen und Vergaben fehlten zum Teil wesentliche Leistungsangaben, was auf eine unvollständige Ausführungsplanung zurückzuführen war. Die nicht in den Bauaufträgen berücksichtigten Bauleistungen mussten kosten- und zeitintensiv nachbeauftragt werden.      

Mängel bei der Bauausführung und Projektsteuerung   

Aufgrund des ständig anwachsenden Termindrucks wurden Bauleistungen ausgeführt, obwohl die baulichen Voraussetzungen durch die Vorgewerke noch nicht gegeben waren. Dies führte zu wiederholten umfangreichen Nachbesserungen und zum Teil zu einem Austausch der bereits fertiggestellten Bausubstanz. Durch das ständige Abweichen von festgelegten Fertigstellungsterminen bei einzelnen Gewerken entstanden erhebliche Bauzeitverzögerungen. Insgesamt verzögerte sich die Baufertigstellung um 38 Monate. Durch den staatlichen Liegenschaftsbetrieb bzw. dessen zuständige Niederlassung wurden die Projektleitungsaufgaben bei der Errichtung des Neubaus in unzureichendem Maße wahrgenommen. Während einer längeren Abwesenheit des für das Projekt Verantwortlichen wurden keine kompensatorischen Maßnahmen ergriffen, um eine kontinuierliche Weiterführung der Baumaßnahme zu gewährleisten.      

Unzureichendes Baukostencontrolling      

Die Auswertung der Daten aus dem internen Kostencontrolling der zuständigen Niederlassung des Liegenschaftsbetriebs zeigte Mängel und Implausibilitäten auf, die auf eine unzureichende Datenpflege hindeuteten. Sowohl gegenüber der Zentrale des Liegenschaftsbetriebs als auch gegenüber der Universität als der späteren Nutzerin des Gebäudes verfehlte die Niederlassung das Ziel, über das Baukostencontrolling ein effektives Steuerungsinstrument für das Projekt zur Verfügung zu stellen.      

Mängel beim Projektmanagement      

In einem Umfang von rd. 1,4 Millionen Euro wurden Bauleistungen aufgrund von Änderungswünschen der Universität ohne Projektänderungsanträge ausgeführt. Die zum Projektänderungsmanagement zwischen der Niederlassung und der Universität vereinbarten Prozesse wurden nicht konsequent beachtet. Zudem versäumten der Liegenschaftsbetrieb und die Universität, ihre jeweiligen Rechte und Pflichten vor Projektbeginn ausreichend zu definieren. Die Universität akzeptierte in der Folge die Rolle des Liegenschaftsbetriebs als Bauherrn mit entsprechender Entscheidungskompetenz nicht. Unterschiedliche Ansichten über die wahrzunehmenden Rollen führten zu zeit- und damit kostenintensiven Abstimmungsprozessen.

Alles soll besser werden      

In Zukunft soll es nach Aussage des staatlichen Liegenschaftsbetriebs eine stringente Projektsteuerung geben. Die Projekte in den Niederlassungen seien seit geraumer Zeit durch abgestimmte Personalisierungskonzepte und eindeutige Vertretungsregelungen organisatorisch besser aufgestellt. Im Rahmen der Projektorganisation werde auch die konsequente Durchführung des Änderungsmanagements sichergestellt. An der Verbesserung des Baukostencontrollings werde gearbeitet. Auch sei ein gemeinsamer Projektleitfaden entwickelt worden, in dem die Rechte und Pflichten des Liegenschaftsbetriebs und der Hochschulen definiert und festgelegt worden seien. Wollen wir hoffen, liebe Leserinnen und Leser, dass diese guten Ansätze auch wirklich in die Tat umgesetzt werden, um Kostensteigerungen bei Hochschulbauten in Zukunft zu vermeiden, sagt mit Nachdruck

Ihr
Gotthilf Steuerzahler

Dieser Text stammt aus dem kostenlosen Newsletter Claus Vogt Marktkommentar

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