Oft fehlt der „SPD-Warnhinweis“

von , 22.02.2021, 12:08 Uhr

In der deutschen Zeitungslandschaft ist die Berichterstattung in den letzten Jahren immer einheitlicher geworden, was nicht zuletzt am „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) liegt. Viele deutsche Zeitungen beziehen ihre überregionalen Inhalte zu Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur fast ausschließlich von dort, oft werden die Texte unverändert übernommen.

SPD: Das "rote Medienimperum"

Der RND ist – stark verkürzt dargestellt und damit auf den Punkt gebracht – eine Art Deutschland-Zentralredaktion des Zeitungs- und Medienkonzerns Madsack, in dem u.a. die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ und rund 15 weitere Zeitungen erscheinen. Madsack wiederum ist Teil eines „roten Imperiums“, wie es schon vor Jahrzehnten die „Neue Zürcher Zeitung“ zutreffend umschrieb. Es geht dabei um die Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (DDVG), einem zu 100 % der SPD gehörenden Medienkonzern. Die DDVG ist mit mehr als 23 % Madsacks größter Einzelgesellschafter. Zu 100 % gehört der DDVG u.a. die „Neue Westfälische“, zu 40 % die „Sächsische Zeitung“ und zu 30 % die „Neue Presse Coburg“ und so weiter . . .

Kritik an diesen Medienbeteiligungen der SPD weisen die Genossen üblicherweise mit dem Hinweis von sich, daß es sich dabei meistens nur um Minderheitsbeteiligungen handele, die keinen inhaltlich bestimmenden Einfluß erlauben würden. Sie verkennen dabei die inzwischen fast maßgebende Rolle des RND, der nicht nur die Blätter des Madsack-Konzerns mit seinen überregionalen Nachrichten und Kommentaren versorgt, sondern auch die Zeitungen anderer Konzerne. Als Beispiel sei hier auf den Dumont-Verlag verwiesen, dessen rund 50 Zeitungen mit zusammen etwa 7 Millionen Lesern täglich mit RND-Einheitskost versorgt werden.

Wie groß ist die politische Einflussnahme?

In diesem Zusammenhang sei noch ein Wort zur „üblichen“ Einflußnahme von (Teil-)Eigentümern von Medienkonzernen gestattet. Dieser Einfluß vollzieht sich üblicherweise natürlich nicht dergestalt, daß ein Vertreter der Eigentümer beim Chefredakteur anruft und ihm vorgibt, was zu schreiben sei. Dies wäre im übrigen auch wirkungslos – denn von Ausnahmen abgesehen erzeugen einzelne Artikel keine meßbare Wirkung in Bezug auf die Meinungsbildung, weil die meisten Leser den genauen Inhalt ohnehin recht bald wieder vergessen haben. Es kommt vielmehr auf die grundsätzliche Ausrichtung an, in diktatorischen Systemen wird hier gerne von Linientreue gesprochen. Und genau die wird von den jeweiligen Eigentümern den Medienunternehmen recht genau vorgegeben, heißen sie nun Madsack oder Springer. So wird i.d.R. recht genau darauf geachtet, daß die Redakteure bis hin zur Chefredaktion die große politische Linie der jeweiligen Zeitungen und ihrer Eigentümer teilen.

Recht offene Worte hierzu gestattete sich schon vor etlichen Jahren die frühere SPD-Schatzmeisterin Inge Wettig-Danielmeier in einem „Welt“-Interview: „Auch dort, wo wir (die SPD über die DDVG, die Red.) nur 30 oder 40 % haben, kann in der Regel nichts ohne uns passieren. Doch wir behalten uns nur Einfluß auf den Wirtschaftsplan und die Besetzung der Geschäftsführung vor.“ Aber wer über die Geschäftsführung eines Unternehmens bestimmt, das gilt auch für den Medienbereich, bestimmt auch die große politische Linie. Es steht eben nicht überall „SPD“ drauf, wo „SPD“ enthalten ist . . . (tb)


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