RCEP-Freihandelsabkommen: Leistungswille dort, Neid hier

von , 27.11.2020, 21:31 Uhr

Mitte des Monats schlossen die Volksrepublik China und 14 weitere Asien-Pazifik-Staaten (Vietnam, Singapur, Indonesien, Malaysia, Thailand, Philippinen, Myanmar, Brunei, Laos, Kambodscha, Japan, Australien, Südkorea und Neuseeland) ein Freihandelsabkommen (RCEP: Regional Comprehensive Economic Partnership), das etwa 2,2 Milliarden Menschen und ein rundes Drittel der weltweiten Wertschöpfung umfasst.

90 % der Zölle ersatzlos gestrichen

In diesem neuen Wirtschaftsblock werden die Zölle auf 90 % der dort gehandelten Güter ersatzlos gestrichen und auch zwei Drittel des Dienstleistungssektors sollen untereinander vollständig geöffnet werden. Die (positiven) Folgen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der betreffenden Länder können noch gar nicht abschließend beurteilt werden, sie sind aber in jedem Fall erheblich.

Europäische Umverteilungswünsche

Asien wird nach verbreiteter Beobachterauffassung damit endgültig zur weltweit dominierenden Wirtschaftsmacht. Es ist ein entscheidender Unterschied im Denken, durch den sich der asiatische Raum vom guten, alten Europa unterscheidet. Während im asiatischen Raum die Menschen noch mehrheitlich an ihre Aufstiegschancen glauben – und dadurch entsprechend motiviert sind –, kümmert man sich im „Alten Europa“ fast nur noch um Verteilungsfragen.

Im fernen Osten geht es also in erster Linie noch um die Erzeugung zusätzlichen Wohlstandes, in Europa nur noch um dessen Umverteilung. Während in Asien der sprichwörtliche Schuhputzer noch davon träumt, kraft seiner Arbeit zum wohlhabenden „Direktor“ aufzusteigen, schielt der europäische Schuhputzer (sofern es ihn noch gibt) vor allem auf das Vermögen und Einkommen des „Direktors“, um möglichst davon etwas abzubekommen. Es sind Umverteilungswünsche, die durch die Politik sogar noch nach Kräften gefördert werden.

Es braucht nicht viel Phantasie und keine ökonomische Vorbildung um zu erkennen, daß die eine Grundhaltung dem Wohlstandswachstum eher förderlich ist und die andere dieses eher behindert. Denn finanzieller Aufstieg ist im einen Gedankenmodell grundsätzlich der Lohn für eine zuvor erbrachte Leistung und im anderen das Resultat einer – sagen wir es ruhig ganz deutlich – anstrengungsarmen Enteignung. Die Frage, welches „System“ sich im internationalen Wettbewerb wird besser behaupten können, dürfte leicht zu beantworten sein . . . (tb)


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