Ukrainischer Weizenschwindel

von , 10.05.2023, 13:51 Uhr

Vor noch nicht allzu langer Zeit stilisierten auch in Deutschland die sogenannten „Qualitätsmedien“ faktische Exporthindernisse ukrainischen Weizens an Dritte-Welt-Staaten zur humanitären Katastrophe bzw. einem Völkerrechtsverbrechen hoch. Tatsächlich waren die Weizenumschlaganlagen im Hafen von Odessa und einiger anderer Orte durch Seeminen blockiert.

Russland fordert im Gegenzug ein Kontrollrecht

Während ukrainische Kräfte diese Minen nicht räumen wollten oder konnten, wäre Russland dazu durchaus bereit gewesen. Moskau forderte aber im Gegenzug ein Kontrollrecht der ein- und auslaufenden Schiffe, um den dabei denkbaren Waffenschmuggel auszuschließen. Hiergegen verwahrte sich wiederum die Ukraine nebst ihren westlichen Verbündeten.

Als es schließlich doch zu einer Einigung mit Russland und schlussendlich zu den ersten Weizenexporten gekommen war, erreichte der ukrainische Weizen nicht etwa Dritte-Welt-Staaten, sondern vor allem europäisches Gebiet. In Irland und anderen europäischen Ländern nahmen zahlungskräftige Stammkunden der oft US-amerikanischen Landeigentümer in der Ukraine große Weizenmengen ab.

Das Korn wurde sogleich – wohl unter Federführung der EU-Kommission – dazu missbraucht, den europäischen Weizenmarkt zu überschwemmen, vor allem die Lager in Polen, Rumänien und Ungarn zu überfluten und auf diese Weise den zuvor deutlich gestiegenen europäischen Weizenpreis wieder nach unten zu manipulieren.

Osteuropäische Landwirte werden ihren Weizen nicht mehr los

Die dramatische Folge ist, dass vor allem viele polnische, rumänische und ungarische Landwirte jetzt ihren Weizen wegen überfüllter Lager nicht mehr loswerden und einen sofortigen Stopp dieser ukrainischen „Weizenflutung“ fordern. Statt den Weizen (wie zuvor suggeriert) aus humanitären Gründen wenigstens jetzt an die teilweise wirklich hungernden Länder Nordafrikas weiterzureichen und dort eine Hungerkatastrophe mit anschließenden Migrationswellen zu unterbinden, wird der Weizen nach wie vor zur Preismanipulation gegen steuerzahlende Bauern in Europa eingesetzt.

Die nordafrikanischen Staaten bekommen währenddessen (und ohne dass die „Qualitätsmedien“ hierüber berichten) vom weltgrößten Weizenexporteur Russland Getreide geschenkt, um eine nun tatsächlich drohende Hungersnot zu verhindern.

Es verwundert deshalb kaum, dass sich derzeit immer mehr afrikanische Länder von den USA und ihren westlichen Verbündeten abwenden und sich gegenüber den von Russland, Indien und China dominierten BRICS-Staaten immer weiter öffnen. Für die europäische Diplomatie kommt dies einer Katastrophe gleich. (eh)


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