Umgekehrte Diskriminierung

von , 26.11.2021, 21:34 Uhr

Russlands Präsident Wladimir Putin ist gewiß nicht der „lupenreine Demokrat“, als den ihn Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) einmal bezeichnete. Doch ein Teufel in Menschengestalt scheint er auch nicht zu sein.

Deshalb sollte uns nichts daran hindern – bei allen nur denkbaren Vorbehalten – auch einmal zu hinterfragen, wie man im Kreml über die neuen Absurditäten der westlichen Gesellschaften denkt. Wir gestatten uns deshalb, im Folgenden aus einer offiziellen Verlautbarung Putins zu zitieren: „Wenn wir uns ansehen, was in einer Reihe westlicher Länder geschieht, stellen wir mit Erstaunen sowjetische Praktiken fest, die wir selbst zum Glück hinter uns gelassen haben und die hoffentlich in der Vergangenheit bleiben.

Kampf gegen Diskriminierung wird zu einem agressiven Dogma

Der Kampf für Gleichheit und gegen Diskriminierung wird zu einem aggressiven Dogma am Rande der Absurdität, wenn die großen Autoren der Vergangenheit – zum Beispiel Shakespeare – nicht mehr in Schulen und Universitäten gelehrt werden, weil sie und ihre Ideen, wie man glaubt, rückständig sind. Die Klassiker werden für rückständig erklärt, da sie die Wichtigkeit von Gender oder Rasse nicht verstehen. Hollywood schreibt vor, wie ein Film sein und wovon er handeln soll, wie viele Figuren welcher Hautfarbe oder welchen Geschlechts darin vorkommen sollen. Das ist schlimmer als die Propagandaabteilung des Zentralkomitees der Kommunisschen Partei der Sowjetunion. Sich dem Rassismus entgegenzustellen ist eine notwendige und edle Sache, aber in der neuen ‚Cancel Culture‘ wird daraus eine ‚umgekehrte Diskriminierung‘, also ein umgekehrter Rassismus. (Anm. d. Red.: Unter Cancel Culture versteht man politisch korrekte Bestrebungen zum Mundtotmachen von Menschen, die Missliebiges sagen oder auch nur denken.)

Rasse: Bessessenheut spaltet die Gesellschaft

Die Besessenheit beim Thema Rasse spaltet die Menschen weiter, während der Traum der wahren Bürgerrechtler darin bestand, die Unterschiede verschwinden zu lassen und die Unterscheidung der Menschen nach ihrer Hautfarbe abzulehnen. Ich erinnere daran – und ich habe meine Kollegin extra gebeten, dieses Zitat von Martin Luther King herauszusuchen – daß er, wie Sie sich vielleicht erinnern, sagte: ‚Ich habe den Traum, daß meine vier Kinder eines Tages in einem Land leben werden, in dem sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrer Persönlichkeit beurteilt werden.‘ Das ist der wahre Wert. Aber wir sehen, daß dort (Putin meint damit u.a. Hollywood, die Red.) jetzt etwas anderes vor sich geht.“ Natürlich verfolgt Putin mit diesen Worten auch eigene politische Ziele, die man teilen oder auch vollständig ablehnen kann. Doch sind seine Feststellungen deshalb zwingend falsch? Bitte urteilen Sie selbst. (tb)


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