Fremdkapital und Eigenkapital in Balance

von , 21.03.2023, 23:40 Uhr

Fremdkapital wird Unternehmen von Gläubigern zur Verfügung gestellt. Die wenigsten Unternehmen kommen ohne diese Art der Finanzierung aus. Eigenkapital ist der Teil des Gesamtkapitals, das ein Unternehmen von seinen Eigentümern zur Verfügung gestellt bekommt – in Form von Aktien oder als Grundkapital. Doch wie erreichen Unternehmen ein ausgewogenes Verhältnis von Fremdkapital und Eigenkapital für eine möglichst hohe finanzielle Stabilität?

Fremdkapitalquote und Eigenkapitalquote als wichtige Kennzahlen

Bei der sogenannten Fremdkapitalquote handelt es sich um eine Kennzahl, die das Verhältnis des im Unternehmen befindlichen Fremdkapitals zu seinem Gesamtkapital (Eigenkapital + Fremdkapital) ausdrückt. Sie gibt also an, welcher Anteil des Kapitals eines Unternehmens aus Fremdkapital besteht. Dabei umfasst das Fremdkapital sämtliche Schulden, die ein Unternehmen bei externen Gläubigern aufgenommen hat. Unter das Fremdkapital fallen demnach Bankdarlehen, Anleihen, Lieferantenkredite oder Verbindlichkeiten im Rahmen von Leasingverträgen.

Fremdkapital zu nutzen, ist für Unternehmen eine sehr übliche Vorgehensweise – gerade in der Gründungsphase. Dabei gilt jedoch zu bedenken, dass die Fremdkapitalquote oft als Maßstab für das Risiko eines Unternehmens verwendet wird. Ein höherer Anteil an Fremdkapital im Verhältnis zum Gesamtkapital bedeutet ein höheres Maß an Verschuldung und damit ein höheres Risiko für Investoren und Gläubiger.

Während eine hohe Fremdkapitalquote in der Regel auf eine höhere Abhängigkeit von externen Finanzierungsquellen hinweist und damit ein höheres Risiko für das Unternehmen darstellt, zeugt eine niedrige Fremdkapitalquote hingegen meist von einer höheren finanziellen Stabilität und Unabhängigkeit des Unternehmens.

Der „Gegenspieler“ der Fremdkapitalquote ist die Eigenkapitalquote, ist eine Kennzahl, die das Verhältnis des Eigenkapitals eines Unternehmens zu seinem Gesamtkapital spiegelt. Die Eigenkapitalquote wird oft als Maßstab für die Finanzstabilität und -sicherheit eines Unternehmens verwendet. Tatsächlich erhalten Unternehmen mit einer guten Eigenkapitalquote eher günstige Finanzierungsangebote als Unternehmen, die ohnehin bereits zu einem hohen Teil fremdfinanziert sind.

Wie hoch sollte die Eigenkapitalquote sein?

Generell gilt also, dass ein höherer Anteil an Eigenkapital im Verhältnis zum Gesamtkapital für ein Unternehmen vorteilhaft ist. Eine hohe Eigenkapitalquote macht das Unternehmen stabiler und unabhängiger. Vollkommen ohne Fremdkapital auszukommen, ist für viele Unternehmen allerdings unrealistisch. Es gibt jedoch keine allgemeingültige Regel oder Faustregel für alle Unternehmen, wie hoch die Eigenkapitalquote sein sollte. Die optimale Höhe hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise von der Branche, in der das Unternehmen tätig ist. So sind bei Banken und Versicherungen höhere Anteile an Fremdkapital alles andere als unüblich. Denn auf diese Art sichern sich Unternehmen dieser Branchen eine günstigere Refinanzierung. Darüber hinaus spielen immer auch die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eine Rolle. Das Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital kann kleineren und größeren Schwankungen unterliegen.

Zum einen sollte das Eigenkapital das Konkursrisiko eines Unternehmens abdecken. Allerdings kann die optimale Eigenkapitalquote von Unternehmen zu Unternehmen, von Branche zu Branche variieren. So wird bei Industriebetrieben eine Eigenkapitalquote von wenigstens 50 % als gut angesehen, bei Handelsunternehmen von wenigstens 40 %. Als optimale Balance wird oft ein Verhältnis des Eigenkapitals zum Fremdkapital von 2:1 genannt.

Eigenkapitalquote und die goldene Bankregel

Wenn man über das Verhältnis von Eigenkapital und Fremdkapital in Balance spricht, sollte auch das Stichwort Fristenkongruenz fallen, das Verhältnis von Aktiva in Form des Unternehmensvermögens und von Passiva, von Fremd- und Eigenkapital. Das bedeutet, dass das Unternehmen sicherstellen sollte, dass es über ausreichende kurzfristige Mittel verfügt, um seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu bedienen, während es gleichzeitig langfristige Mittel für seine langfristigen Verbindlichkeiten bereithält. Eine hohe Eigenkapitalquote trägt zur Verbesserung der Fristenkongruenz bei. Wer über mehr Eigenkapital verfügt, kann kurzfristige Verpflichtungen leichter bedienen. Darüber hinaus haben Unternehmen mit einer hohen Eigenkapitalquote in der Regel bessere Chancen, langfristige Finanzierungen selbst zu stemmen oder zu erhalten und sind in der Lage, auf unvorhergesehene Ereignisse wie plötzliche Veränderungen der Marktsituation zu reagieren.

Eigenkapitalquote erhöhen

Hat ein Unternehmen nicht die beste Eigenkapitalquote, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, diese zu erhöhen. Dabei sollten vor der Wahl einer oder mehrerer dieser Möglichkeiten verschiedene Faktoren wie die aktuelle finanzielle Situation des Unternehmens, die allgemeine Wirtschaftslage, die strategischen Ziele des Unternehmens und die allgemeine Lage der Branche berücksichtigt werden.

Optionen zur Erhöhung der Eigenkapitalquote:

  • Kapitalerhöhung: Eine Möglichkeit, die Eigenkapitalquote zu erhöhen, besteht darin, zusätzliches Eigenkapital durch eine Kapitalerhöhung zu generieren. Dies kann beispielsweise durch die Ausgabe von neuen Aktien oder die Aufnahme von Kapitalbeiträgen von Gesellschaftern geschehen.
  • Gewinnthesaurierung: Ein weiterer Weg ist die Gewinnthesaurierung. Das bedeutet, ein Teil des Gewinnes wird im Unternehmen aufrechterhalten, anstatt ihn z.B. als Dividenden an Aktionäre auszuschütten. So können mehr Gewinne in das Unternehmen reinvestiert und das Eigenkapital erhöht werden.
  • Verkauf von Vermögenswerten: Der Verkauf von Vermögenswerten kann auch eine Möglichkeit sein, das Eigenkapital eines Unternehmens zu erhöhen. Wichtig ist, dass die Vermögenswerte tatsächlich nicht mehr benötigt werden – auch langfristig gesehen – um eine nachhaltige Erhöhung der Eigenkapitalquote zu erreichen.
  • Verbesserung der Rentabilität: Eine weitere Möglichkeit, die Eigenkapitalquote zu erhöhen, besteht darin, die Rentabilität des Unternehmens zu verbessern. Indem das Unternehmen seine Rentabilität steigert, generiert es mehr Gewinne und somit mehr Eigenkapital.
  • Reduktion von Schulden: Wenn ein Unternehmen ganz allgemein seine Schulden verringert, erhöht es automatisch sein Eigenkapital und somit auch die Eigenkapitalquote.
Redaktion

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