Giorgia Meloni: Konservative Renaissance – „Da braut sich was zusammen“

von , 19.04.2023, 15:39 Uhr

„Ich bin eine Mutter, ich bin Italienerin, ich bin Christin“ – mit diesem, in manchen Ohren leider schon befremdlich klingenden Wahlslogan gewann Giorgia Meloni im vergangenen Jahr die italienische Parlamentswahl mit einem respektablen Ergebnis.

Anstatt zur Frage nach mannigfaltigen geschlechtlichen Identitäten bekannte sie sich zur Mutterschaft, statt zu einer synthetisch wirkenden Europäischen Union zur Heimat und zum Vaterland und statt zu einem den intellektuellen Diskurs dominierenden Atheismus bekannte sie sich zu ihrem christlichen Glauben.

Giorgia Meloni macht vielen anders als ihr Berater empfohlen hätten

Sie machte mithin vieles vollkommen anders, als es ihr „moderne“ Berater empfohlen hätten. Und sie siegte. Für viele Beobachter ist Melonis Wahlsieg auch ein Beweis für die schon lange gehegte Vermutung, dass sich – und dies nicht nur in Italien – die Grundauffassungen der medialen und politischen Elite längst nicht mehr mit denen einer breiten Bevölkerungsmehrheit decken.

Giorgia Meloni - <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Giorgia_Meloni_Official_2023.jpg">Governo italiano</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/it/deed.de">CC BY 3.0 IT</a>, via Wikimedia Commons
Giorgia Meloni – Governo italiano, CC BY 3.0 IT, via Wikimedia Commons

Es ist eine schweigende Ablehnung, mit der eine breite Bevölkerungsmehrheit nichts sagt zu einer völlig aus dem Ruder gelaufenen Kultur und Identitätspolitik, bei der man sich nur noch um korrektes „Gendern“ kümmert, um Pseudoprobleme wie die jetzt viel gescholtene „kulturelle Aneignung“ und um die hanebüchene Frage nach der Zahl der möglichen Geschlechter.

Und bei der man Mitleid pflegt mit angeblich „hochsensiblen“ Schülern und Studenten, die beim Lesen mancher literarischer Standardwerke angeblich „Angstattacken“ bekommen. Wie ein neu strahlender Leuchtturm ragt nun das „Konservative Manifest“ des kanadischen Psychologen Jordan Petersen über das Meer der fast im Gleichtakt wogenden Menge der Gutmenschen hinaus.

Als Vordenker eines bürgerlichen Liberalismus britischer Schule ruft Petersen die Konservativen jetzt laut und deutlich auf, wieder öffentlich zu ihren Werten zu stehen und sich nicht irritieren zu lassen, wenn Kulturmarxisten „die öffentliche Debatte über Geschlecht, Sexualität und Hautfarbe vergiften und alles, was weiß, heterosexuell und männlich ist, unter Generalverdacht stellen“.

Er wagt es wieder, Werte wie Demut, Opferbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein anzupreisen und dabei den Kapitalismus als eine der wichtigsten Voraussetzungen für effektiven Umweltschutz zu begreifen. Denn: „Es sind reiche Länder, die Nationalparks errichten. Die zerstörerischsten Menschen sind die Ärmsten.“ Man muss kein Prophet sein, um diesem „Konservativen Manifest“ heftigen medialen Gegenwind vorherzusagen.

Doch dabei wird sich nicht verheimlichen lassen, dass sehr viele Menschen genauso denken. Noch ist es viel zu früh, von einer „konservativen Renaissance“ zu sprechen. Doch ein Beobachter meinte kürzlich ganz salopp: „Da braut sich was zusammen“. (tb)

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