Pekings Chance

von , 03.04.2020, 16:58 Uhr

Wohin man auch blickt: Das Leben in Deutschland ist so durcheinander geraten wie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr. Und auch für die Zeit danach zeichnen sich geostrategische Veränderungen geradezu historischen Ausmaßes ab.

Als im Jahr 2014 in Westafrika eine Ebola-Epidemie ausbrach, verlegten die USA noch Feldlazarette in die betroffene Region und koordinierten die zahlreichen internationalen Hilfsanstrengungen. Zwar mußten rund 11 000 Menschen sterben. Aber es gelang, die Ansteckungsketten zu unterbrechen und das Virus wieder einzudämmen.

USA fehlt als Krisen-Koordinator

Jetzt, bei „Corona“, sind die USA von dieser früheren Rolle des „internationalen Kümmerers“ weiter entfernt denn je. Diese Rolle liegt nun bei China. Genau das Land, in dem nach allen offiziellen Versionen die aktuelle Corona-Pandemie ihren Ursprung nahm, inszeniert sich immer mehr als „Retter in der Not“ und ist damit auf bestem Wege, eine neue internationale Führungsrolle zu übernehmen.

Danke für die Masken Xi!

Noch wurde in den hiesigen Medien hierüber kaum berichtet. Doch Chinas Staatspräsident Xi Jinping bot der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits am 21.3. schriftlich die Hilfe Chinas bei der Corona-Bewältigung an. Auf EU-Ebene kommt es dieser Tage bereits zur Lieferung von u.a. Schutzmasken in Millionenzahl, für die sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen „sehr dankbar“ zeigte.

Es ist keine Frage: So wichtig und vielleicht auch gut gemeint diese Hilfen sind, verbindet Peking damit auch stets den Versuch, seinen Einfluß in Europa dauerhaft auszuweiten. Die Hilfslieferungen sollen mit anderen Worten nicht nur Leben retten, sondern auch neue Partnerschaften begründen und China in der Beschreibung des Pandemie-Geschehens in späteren Geschichtsbüchern gut dastehen lassen. Per „Staatsbefehl“ produzieren nun für einige Zeit manche chinesische Bertriebe eben keine T-Shirts, sondern z.B. Schutzmasken, die dann u.a. nach Europa geliefert werden können.

Die neue Seidenstraße profitiert von Wirtschaftskrise in Europa

Auch beim Ausbau der „Neuen Seidenstraße“ dürfte China in den nächsten Jahren schneller vorankommen als gedacht. Die für Westeuropa absehbare Pleitewelle wird Peking manche Kaufgelegenheit bescheren, von der die dortigen Kommunisten bisher nicht zu träumen gewagt hatten. Die dafür erforderlichen Mittel wird – wenn sie nicht ohnehin noch vorhanden sind – die chinesische Wirtschaft als „Werkbank des Westens“ schnell beschaffen können, sobald der Welthandel auch nur wieder etwas Fahrt aufgenommen hat.

Noch ist nicht endgültig absehbar, welche konkreten Auswirkungen diese Entwicklung für einzelne deutsche Betriebe und deren Mitarbeiter haben wird. Doch auf einen weiter zunehmenden chinesischen Einfluß, eine immer engere Verstrickung der beiden Volkswirtschaften, wird man sich einzustellen haben. Dies muß uns, so viel Vorhersage sei darüber hinaus gestattet, nicht unbedingt Angst machen. Denn die Denkweise der chinesischen Machthaber ist nicht nur generationenübergreifend ausgelegt (wie man es in Deutschland nur noch in Familienbetrieben antrifft), sondern auch streng logisch. Und deshalb weiß man in Peking ganz genau, daß man langfristig stets dann selbst auf den größten Ertrag hoffen darf, wenn es den Geschäftspartnern auch nicht ganz schlecht geht.

Diese Aussichten, sehr geehrte Damen und Herren, ändern an der zunächst absehbaren Krisenentwicklung (siehe hierzu die Tz. 1 der „Vertraulichen“ der letzten Woche) und den sich daraus ergebenden und von uns seit vielen Jahren beschriebenen Handlungsempfehlungen nichts. Doch sie können in jedem von uns ein wenig die Hoffnung wecken, daß es „nach Corona“ und dem Durchmachen der dadurch angestoßenen (aber keinesfalls verursachten) Wirtschaftskrise auch wieder eine Aussicht auf bessere Zeiten gibt! Wir möchten und können Ihnen auch darüber hinaus ein treuer Wegbegleiter und Wegweiser sein. Bleiben Sie gesund! (tb)


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