Suezkanal-Blockade läßt Pipeline in neuem Licht erstrahlen

von , 18.05.2021, 15:15 Uhr

Die tagelange Blockade des Suezkanals nach einer Schiffshavarie rückte eine zwischen Eilat am Roten Meer und der israelischen Mittelmeerhafenstadt Aschkelon verlaufende Rohölpipeline wieder in den internationalen Fokus.

Ölleitung als „Bypass“ für den Suezkanal

Den Ölhafen von Eilat können Tanker bis zu 350 000 Tonnen Gesamttragfähigkeit (DWT) anlaufen, den von Aschkelon solche mit bis zu 250 000 Tonnen DWT. Nachdem ihre Dienste über Jahre hinweg nur wenig gefragt waren und es sogar zu einer zeitweisen Stilllegung gekommen war, erfreut sich die Pipeline seit geraumer Zeit wieder neuer Beliebtheit. Dies liegt nicht allein in der stets gegebenen Gefahr einer Blockade des Suezkanals begründet, sondern auch in den von vielen Transporteuren als inzwischen sehr hoch empfundenen Kanalgebühren.

Auch Ägypten verfügt über eine Ölleitung, die als „Bypass“ für den Suezkanal dienen könnte. Sie verfügt zwar über eine höhere Kapazität als die zwischen Eilat und Aschkelon gezogene Leitung, aber ihre Endpunkte können nur von vergleichsweise deutlich kleineren Schiffen angelaufen werden, was der Wirtschaftlichkeit schadet. Aktuell wurde den Vereinigten Arabischen Emiraten vorgeschlagen, einen Teil ihres Rohöls nach Eilat zu verschiffen, um es dann via Aschkelon nach Europa zu bringen. Dafür steht auch der Gedanke eines Pipeline-Ausbaus im Raum. Die dafür erforderliche arabisch-israelische Zusammenarbeit scheint nach Lage der Dinge derzeit gesichert zu sein.

Israel verweigert bis heute Schadenersatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar

Das die Leitung noch heute betreibende Unternehmen wurde von den damals (1968) noch befreundeten Ländern Iran und Israel gegründet, um iranisches Öl für den Weitertransport nach Mitteleuropa zum Mittelmeer zu pumpen. Diese Zusammenarbeit endete 1979 mit der Islamischen Revolution im Iran und Teheran macht gegenüber Israel bis heute Schadenersatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar geltend. Israel verweigert bis heute jede Zahlung, weil man darin einen durch israelisches Recht verbotenen „Handel“ mit einer feindlich gesonnenen Nation sieht.

Inzwischen sind an dem Pipelineunternehmen neben israelischen auch emiratische und andere internationale Unternehmen beteiligt. Die Leitung wurde im Jahr 2003 mit neuen Pumpstationen versehen, nunmehr wäre ein Öltransport auch in der anderen Richtung möglich. Dies könnte sich eines Tages noch als nützlich erweisen z.B. für den Transport russischen Öls nach Asien. (tb)


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